In meinen Beratungen und Seminaren für berufstätige Frauen kommt regelmäßig das Thema „Ego“ / „Egoismus“ auf. Dabei geht es nie um philosophische oder esoterische Betrachtungsweisen, sondern immer um die Sorge, egoistisch zu sein, beispielsweise als berufstätige Mutter im durchgetakteten Alltag zwischendurch mal eine Pause einzulegen. In diesen Momenten schüttele ich innerlich den Kopf und stelle klar, dass Selbstfürsorge nichts mit Egoismus zu tun hat! Auf Planet Erde laufen bestimmt viele „Egoisten“ und „Egoistinnen“ rum, aber die stellen ganz andere Fragen!
Meiner Erfahrung nach gehört das Ego zum Menschsein. Und zu irgendwas ist das Ego gut, sonst hätten wir es nicht. Sonst hätte sich der liebe Gott ja erstmalig vertan! Schließlich heißt es: „Du hast alle Ressourcen in dir!“ Weshalb sollte das (gesunde) Ego keine Ressource sein?
Ohne mein Ego könnte ich gar keine Texte schreiben, geschweige diese veröffentlichen. Sollten meine Arbeiten als wertlos oder talentfrei eingestuft werden, sorgt mein liebes Ego dafür, aufgrund solcher Beurteilungen keinen seelischen Knacks zu bekommen. Mein Ego hat also u.a. die Fähigkeit, mich zu „schützen“! Zahlreiche Erfindungen wären nicht gemacht worden, hätten diese talentierten Menschen beim Arbeiten auf die Kritik des Umfeldes gehört und stattdessen „unegoistisch“ den Müll zur Tonne gebracht oder den Kuchen selbst gebacken statt gekauft.
Schließlich ist das Maß entscheidend: Öffentlich bekannte Patriarche überspannen zum Beispiel den Bogen, Mütter, die sich zermürben, unterspannen ihn. Diejenigen, die zu viel Ego auf die Waage bringen, kommen selten von selbst auf die Idee, dass ihr Ego-Anteil überzogen ist. Vielleicht gehst du gedanklich gerade dein Umfeld durch und checkst es auf potenzielle „egoistische“ Naturen …
Doch wenn du ein Exemplar in Form eines Familienmitglieds, eines Teammitglieds etc. ausfindig gemacht hast, zeigt sich bei tieferer oder höherer Betrachtung vielleicht kein egoistisches Wesen, sondern ein menschgewordener Engel mit der Botschaft: „Ich zeige dir das, was du im gesunden Maß entwickeln darfst! Hier liegt dein Potenzial, was gehoben werden darf! Lebe Dich! Raus aus der langweiligen Harmonie! Lerne dich durchzusetzen, Kante zu zeigen!“
Mein Ego ist nur ein Teil von mir. Ein anderer Teil wohnt in meinem Herzen und macht nichts anderes, als Gott zu lieben und sich von Gott lieben lassen. In diesem „Raum“ sind Mitgefühl, Empathie und Barmherzigkeit zuhause. Dieser Raum in meinem Brustkorb ist viel größer als mein Ego. Es ist okay, wenn das Ego zwischenzeitlich mal mehr an die Oberfläche schwappt, denn es gibt Lebensphasen, wo es stärker gebraucht wird.
Bei meiner Vermutung über dich als Lesende/r dieses Blogs wage ich dir zu empfehlen: In diesen fordernden Zeiten des Umbruchs darf es eine Portion Ego mehr sein! Achte auf Dich und erhalte deine Kraft! (Auch wenn der Verstand mit einer überzogenen Sorge daherkommt.)
Wir fassen zusammen: Grundsätzlich können alle mit der Sorge, zu viel Ego an den Tag zu legen, zutiefst entspannen. Du hast viele Facetten, darunter ein Ego; Du bist die Seele.
Heike Jürgens
Ich kenne Cornelia aus Marburger Studienzeiten und freue mich sehr, in diesem Format einen Beitrag zu schreiben. Mehr Infos zu mir, meinen Beratungen und (Kinder-)Büchern gibt es auf www.deineResilienz.com